KARIN SANDER – BROKEN OFF
14. – 30. SEPTEMBER 2011BODENRASTER DES Y8-RAUMS KOPIERT UND VERVIELFÄLTIGT, 10.000 DIN-A4-PAPIERE, BEIDSEITIG BEDRUCKT
Karin Sander wird vom Interesse geleitet, die Prozesse und Bedingungen, die hinter ihren Kunstwerken stehen, auf subtile Weise sichtbar zu machen. Ein Aspekt im Kunstschaffen der Künstlerin stellt dabei die Hinterfragung gewohnter Wahrnehmungschemata bzw. Zeichen dar.
Der Yoga-/Kunstraum Y8 zeichnet sich durch ein 8 x 8 Bodenraster aus, welches für die tägliche Yogapraxis konzipiert wurde. Das Raster (berechnet nach Formeln vedischer Architekurprinzipien), definiert eine Handlungsarena, die in 64 gleichmäßige Segmente unterteilt ist. Die sich wiederholenden Handlungsabläufe der Yogapraxis ordnen sich dieser Struktur unter, um den subjektiven Erfahrungsraum in ein Verhältnis zur vedischen Maßstäblichkeit zu setzen. Karin Sander kopiert einen Teil des Rasters und vervielfältigt es 10.000 fach auf DIN-A4-Format.
Wo vorher ein idealistisches und stabiles Konstrukt sich behauptete (Raster), schafft Karin Sander eine willkürliche, nicht steuerbare Bewegung chaotischer Fragmente. Somit wird die klare Figur-Grund Relation, durch ihren dynamischen Gestaltungseingriff in eine kippende Vordergrund-Hintergrundbewegung verwandelt. Interessant ist dabei, dass das intervenierende Mittel, die Struktur zu unterlaufen, selbst ein DIN-Format hat und nicht etwa durch einen individualistischen Künstlergestus vollzogen wird.
Die Auflösung des Rasters entspricht geradezu wörtlich der Zerstörung des aus Sand geschaffenen Yantras nach dem Ritual durch den Wind.
Die 1957 in Bensberg, Nordrhein-Westfalen, geborene Konzeptkünstlerin Karin Sander, ist seit 2007 Professorin am Department Architektur der ETH Zürich, wo sie neben Berlin auch lebt und arbeitet.
Kurator: Marc Glöde